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đą Die Karte ist nicht das Territorium
Der beste VerkaÌufer ist wie ein Jazz-Musiker - er kennt die Noten, aber spielt nach GehoÌr.
Mentale Modelle helfen uns, den komplexen Verkaufsalltag besser zu meistern. Heute geht es um eine besonders wertvolle Denkschablone: Die Erkenntnis, dass unsere Vorstellungen von der RealitÀt nie die RealitÀt selbst abbilden.
Modelle und Vereinfachungen können gefÀhrlich werden, wenn wir sie mit der RealitÀt verwechseln.
Der Kern:
Ein Stadtplan ist nicht die Stadt selbst - er ist eine vereinfachte Darstellung. Genauso sind unsere Vorstellungen, Annahmen und Modelle der Wirklichkeit nicht die Wirklichkeit selbst.
Warum das wichtig ist:
Weil wir stÀndig mit "Karten" arbeiten:
KundengesprÀche folgen einem GesprÀchsleitfaden
Versicherungsprodukte basieren auf Modellrechnungen
Kundenprofile kategorisieren Menschen in Schubladen
Vertriebsstrategien folgen bewÀhrten Mustern
Aber: Die RealitĂ€t ist komplexer als jede Karte. Wer das vergisst, wird blind fĂŒr wichtige Details und neue Chancen.
Darum relevant:
Im Vertrieb kann blindes Vertrauen in "Karten" teuer werden:
Wenn der Plan nicht zur RealitÀt passt:
Der perfekte GesprÀchsleitfaden scheitert am individuellen Kundeneinwand
Die Standardlösung ignoriert die besondere Situation des Kunden
Das bewÀhrte Verkaufsargument wirkt bei der neuen Generation nicht mehr
Was das kostet:
Verpasste AbschlĂŒsse
Unzufriedene Kunden
Verschwendete Vertriebszeit
Verlorenes Vertrauenspotenzial
Der Mehrwert des Modells: Es lehrt uns, flexibel zu bleiben und die RealitĂ€t immer wieder neu zu prĂŒfen, statt uns blind auf unsere "Karten" zu verlassen.
Die Geschichte dahinter:
Der polnisch-amerikanische Wissenschaftler Alfred Korzybski prÀgte diesen Gedanken in den 1930er Jahren.
Die Grundidee:
Menschen verstehen die Welt durch vereinfachte Modelle
Diese Modelle sind nĂŒtzlich, aber nie vollstĂ€ndig
Probleme entstehen, wenn wir die Modelle fĂŒr die RealitĂ€t halten
Ein historisches Beispiel: Die Newtonsche Physik war jahrhundertelang das perfekte Modell zur Beschreibung der Welt. Dann kam Einstein und zeigte: Die "Karte" war unvollstĂ€ndig. Newtons Modell funktioniert im Alltag - aber nicht ĂŒberall.
Was wir lernen: Auch bewĂ€hrte "Karten" haben Grenzen. Wer das akzeptiert, bleibt offen fĂŒr neue Erkenntnisse und bessere Lösungen.
Zentrale Erkenntnisse:
Die RealitÀt ist das ultimative Update
Grundprinzip: Das Territorium verÀndert sich oft schneller als unsere Karten.
Im Versicherungsvertrieb bedeutet das:
Der heutige Kunde ist nicht der Kunde von gestern
Neue digitale Gewohnheiten erfordern neue VertriebsansÀtze
Was vor drei Jahren funktionierte, kann heute ĂŒberholt sein
Warnsignale, die Sie ernst nehmen sollten
"Das haben wir immer so gemacht"
"Laut Leitfaden mĂŒssen wir..."
"Die Statistik sagt eindeutig..."
Erfolgsweg: Sammeln Sie regelmĂ€Ăig echtes Feedback aus erster Hand. Testen Sie Ihre Annahmen im Kundenkontakt, nicht nur im BĂŒro. Lernen Sie von den Kunden, nicht nur von Berichten ĂŒber sie.
Der Einfluss des Kartenzeichners
Grundprinzip: Jede Karte spiegelt die Perspektive und Absicht ihres Erstellers wider.
Im Vertrieb bedeutet das:
Unternehmensrichtlinien haben Unternehmensinteressen im Blick
Verkaufsunterlagen betonen Produktvorteile, nicht -nachteile
FĂŒhrungskrĂ€fte sehen andere "Wahrheiten" als AuĂendienstler
Konkrete Beispiele:
Die Vertriebsleitung sieht "einfache Produkte mit hohen Provisionen"
Der Kunde sieht "komplizierte Produkte mit hohen Kosten"
Die Zentrale sieht "effizienten Prozess"
Der AuĂendienst erlebt "zeitraubende BĂŒrokratie"
Erfolgsweg: Sehen Sie die Welt durch die Augen Ihres Kunden. Seine "Karte" der Situation bestimmt seine Entscheidungen â nicht Ihre.
Wenn Karten das Territorium formen:
Grundprinzip: Manchmal verÀndern unsere Modelle die RealitÀt, die sie beschreiben sollen.
Im Vertriebsalltag erkennbar an:
Kunden, die bereits mit Schlagworten aus der Werbung argumentieren
Vorgeformte Erwartungen an Versicherungsberater
StandardeinwÀnde, die auf Branchenstereotypen basieren
Praxisbeispiel: "Die Versicherung zahlt ja sowieso nicht" ist kein Erfahrungsbericht, sondern ein verbreitetes Narrativ, das echte Kundenerfahrungen ĂŒberlagert.
Erfolgsweg: Erkennen Sie, welche "Karten" Ihre Kunden im Kopf haben, und arbeiten Sie damit â oder gezielt dagegen, indem Sie neue, bessere Karten anbieten.
Grenzen beachten:
Typische Fallstricke
ĂbermĂ€Ăige Vereinfachung: Eine zu einfache Karte vernachlĂ€ssigt wichtige Details. Im Vertrieb passiert das, wenn Sie komplexe Kundensituationen in starre Schubladen pressen.
Achtung bei:
Zu schnellen Kategorisierungen von Kunden
Vereinfachte "Wenn-Dann"-Verkaufsanleitungen
Pauschale Lösungen fĂŒr vermeintlich Ă€hnliche FĂ€lle
Scheingenauigkeit: Zahlen und Statistiken suggerieren oft PrĂ€zision, wo keine ist. Renditeversprechen und Hochrechnungen sind Karten â keine Garantien fĂŒr die Zukunft.
Besser so: "Diese Hochrechnung basiert auf vergangenen Erfahrungen. Die tatsÀchliche Entwicklung kann abweichen."
Wann passt das Modell nicht?
Bei disruptiven VerĂ€nderungen: In Umbruchphasen â wie der Digitalisierung oder nach Gesetzesreformen â verlieren alte Karten schnell ihre GĂŒltigkeit.
Erkennen Sie die Anzeichen:
BewĂ€hrte Argumente stoĂen plötzlich auf Widerstand
Kundenfragen, die in Ihrem Schema nicht vorgesehen sind
Die "ĂŒblichen VerdĂ€chtigen" kaufen plötzlich nicht mehr
Bei einzigartigen Situationen: Manche Kunden und FÀlle sind echte SonderfÀlle, die keinem Schema folgen. Hier braucht es individuelles Denken statt Standardlösungen.
Praxistipp: "Wenn Sie spĂŒren, dass Ihre 'Karte' nicht passt, legen Sie sie beiseite und hören Sie genauer zu. Die beste Orientierung gibt oft der Kunde selbst."
Worauf zu achten ist:
StĂ€ndige Aktualisierung: Gute Karten werden regelmĂ€Ăig aktualisiert. Nehmen Sie sich Zeit, Ihre mentalen Modelle zu ĂŒberprĂŒfen und anzupassen.
Praktische Umsetzung:
Reflektieren Sie nach jedem KundengesprĂ€ch, was Sie ĂŒberrascht hat
Tauschen Sie sich mit Kollegen ĂŒber deren "Karten" aus
PrĂŒfen Sie regelmĂ€Ăig, ob Ihre Annahmen noch stimmen
Balance finden: Ohne Karten sind wir orientierungslos, mit zu starren Karten blind. Die Kunst liegt im Gleichgewicht: Struktur nutzen, aber flexibel bleiben.
Goldene Regel: "Nutzen Sie Ihre Erfahrung, aber halten Sie Ihre Wahrnehmung frisch. Die beste Karte ist die, die Sie stÀndig aktualisieren."
Fazit
Das mentale Modell "Die Karte ist nicht das Territorium" erinnert uns daran: Alle unsere Vorstellungen, Modelle und Annahmen sind nur AnnÀherungen an die komplexe RealitÀt.
Die Quintessenz fĂŒr Verkaufsprofis:
Nutzen Sie Ihre "Karten" (LeitfÀden, Strategien, Erfahrungen), aber seien Sie nicht ihr Gefangener
Bleiben Sie offen fĂŒr Ăberraschungen â sie zeigen die Grenzen Ihrer Karte
Die besten VerkÀufer sind nicht die mit den starrsten Routinen, sondern mit den anpassungsfÀhigsten Karten
Ihr Wettbewerbsvorteil: WÀhrend andere blind veralteten Karten folgen, navigieren Sie mit einem aktualisierten, realitÀtsnahen VerstÀndnis durch das Territorium.
Vergessen Sie nicht: In einer Welt, in der viele nur auf ihre Karten starren, gewinnt, wer das tatsĂ€chliche Territorium erkennt â Ihre Kunden werden den Unterschied spĂŒren.
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