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🟣 Die SPIN-Verkaufsmethode: Ein Praxis-Leitfaden für Versicherungsverkäufer
Wie Sie mit vier simplen Fragetypen vom Produkterklärer zum geschätzten Berater werden - und dabei ganz ohne Verkaufsdruck mehr Abschlüsse erzielen
Haben Sie das schon mal erlebt? Da sitzen Sie beim Kunden, sehen glasklar, dass er dringend eine BU braucht - junger Familienvater, Alleinverdiener, handwerklicher Beruf. Aber kaum fangen Sie mit dem Thema an, macht er dicht. Verschränkte Arme, skeptischer Blick, das volle Programm.
Genau hier setzt dieser Praxis-Leitfaden an. Er zeigt Ihnen, wie Sie mit der SPIN-Methode diese typische Blockade (und viele andere) elegant umgehen.
Der entscheidende Perspektivwechsel: Hören Sie auf zu verkaufen. Fangen Sie an zu fragen.
Was Sie in diesem Leitfaden erwartet
Warum diese Methode gerade bei komplexen Versicherungsprodukten gut funktioniert
Wie Sie die vier “magischen” Fragetypen der SPIN-Methode in der Praxis einsetzen
Konkrete Beispielsätze, die Sie sofort in Ihren Beratungen nutzen können
Inhaltsverzeichnis
Auf einen Blick
Ursprung & Entwicklung
Der Psychologe Neil Rackham wollte wissen: Was unterscheidet erfolgreiche Verkaufsgespräche von erfolglosen? In einer der größten Verkaufsstudien aller Zeiten analysierte er weit über 30.000 Gespräche von mehreren tausend Verkäufern - von der einfachen Produktpräsentation bis zum komplexen Beratungsgespräch. Seine wichtigste Erkenntnis: Die erfolgreichsten Verkäufer stellen systematisch andere Fragen als ihre Kollegen. Aus diesen Mustern entwickelte er die SPIN-Methode.
Warum SPIN gerade für Sie als Versicherungsverkäufer Gold wert ist? Ganz einfach: Die Methode verwandelt komplexe Produkte wie BU oder Altersvorsorge in verständliche Lösungen. Statt den Kunden mit Fachbegriffen zu überfordern, führen Sie ihn durch clevere Fragen selbst zur Erkenntnis.

Die Erfolge sprechen für sich: Versicherungsprofis, die SPIN nutzen, berichten von deutlich höheren Abschlussquoten. Besonders bei beratungsintensiven Produkten wie zum Beispiel der BU oder der Altersvorsorge macht sich der Unterschied bemerkbar.
Das Beste daran: Die Methode ist zeitlos. Ob persönlich beim Kunden, am Telefon oder in der Videoberatung - SPIN funktioniert überall. Denn die Grundprinzipien menschlicher Entscheidungsfindung haben sich nicht verändert: Menschen kaufen aus Überzeugung, nicht auf Druck.
Kernprinzipien
Stellen Sie sich vor, Sie hätten einen roten Faden für jedes Beratungsgespräch. Denn genau das bietet Ihnen SPIN: Vier clevere Fragetypen, die aufeinander aufbauen. Mit jedem Schritt gewinnen Sie mehr Sicherheit - und Ihr Kunde mehr Vertrauen.
Vergessen Sie die klassische Produktpräsentation. Bei SPIN steht der Kunde im Rampenlicht. Sie reden weniger und hören mehr zu. Das Erstaunliche: Sobald der Verkaufsdruck verschwindet, öffnen sich die Kunden wie von selbst.

Das Beste kommt zum Schluss: Ihre Fragen führen den Kunden zu seinen eigenen Aha-Momenten. Statt ihm zu erklären, warum er eine BU braucht, erkennt er es selbst. Und was man selbst erkennt, davon ist man auch wirklich überzeugt.
Hauptvorteile für Versicherungsverkäufer
Ihre Abschlussquote kann spürbar steigen - besonders bei den "schwierigen" Produkten. Mal ganz unter uns: Wie oft haben Sie schon erlebt, dass Ihr Kunde bei der BU oder Altersvorsorge zögert? Mit SPIN wird das besser, denn Sie führen ihn Schritt für Schritt und eine Überzeugung nach der nächsten zum Abschluss.
Ihre Verträge halten länger. Das kennen Sie: Ein Kunde unterschreibt begeistert, kündigt aber drei Monate später. Mit SPIN passiert das seltener. Warum? Weil der Kunde selbst erkannt hat, warum er die Versicherung braucht. Das bedeutet für Sie: stabilere Bestände und verlässlichere Provisionen.
Sie werden der Berater, den Kunden weiterempfehlen. Vergessen Sie das Image des aufdringlichen Versicherungsvertreters. Mit SPIN werden Sie zum geschätzten Sparringspartner. Ihre Kunden merken: Hier sitzt jemand, der zuhört und versteht. Das öffnet Türen - auch für Folgegespräche.
Ideale Einsatzgebiete im Versicherungsvertrieb
Machen Sie komplexe Produkte greifbar. Vielleicht kommt Ihnen das bekannt vor: Sie erklären die BU zum dritten Mal, aber der Kunde nickt nur höflich. Mit SPIN drehen Sie den Spieß um: Ihre Fragen lassen den Kunden selbst erkennen, wie wichtig die Absicherung seiner Arbeitskraft ist.
Überzeugen Sie Firmenkunden systematisch. Bei der betrieblichen Altersvorsorge oder betrieblichen Krankenversicherung zum Beispiel sitzen oft mehrere Entscheider am Tisch. Mit SPIN behalten Sie den roten Faden. Ihre strukturierte Vorgehensweise macht Sie zum kompetenten Gesprächspartner auf Augenhöhe.
Machen Sie die Risikoanalyse zum Aha-Erlebnis. Statt Ihre Kunden mit einer Liste möglicher Risiken zu erschrecken, lassen Sie sie selbst auf Entdeckungsreise gehen. Mit den richtigen Fragen erkennen sie: "Stimmt, diese Absicherung brauche ich wirklich."
Was ist die SPIN-Methode?
Lassen Sie uns mal Klartext reden: SPIN ist keine dieser typischen Verkaufstechniken, wo Sie dem Kunden ein "Ja" nach dem anderen entlocken sollen. Es ist eher wie ein Werkzeugkasten für clevere Fragen. Und die Grundidee ist ganz einfach:
Die richtigen Fragen zur richtigen Zeit bringen Sie ans Ziel.
Das Grundprinzip
Stellen Sie sich vor, Sie brauchen einen neuen Anzug für einen wichtigen Termin. Sie gehen zum Schneider - und was macht der? Er fängt nicht gleich an, Ihnen Stoffe und Schnitte aufzuschwatzen. Nein, er fragt erst mal: "Für welchen Anlass soll der Anzug sein? Wie oft werden Sie ihn tragen? Was ist Ihnen wichtiger - klassisch oder modisch?"
Sehen Sie das Muster? Der Schneider verkauft nicht - er führt ein Gespräch. Und genau das machen Sie mit SPIN auch.
Und so funktioniert's:
SPIN steht für vier Fragetypen, die Sie nacheinander einsetzen. Stellen Sie sich das wie eine Treppe vor - mit jeder Stufe kommen Sie Ihrem Ziel näher:
Situationsfragen: "Wie sieht's denn aktuell mit Ihrer Absicherung aus?"
Problemfragen: "Was macht Ihnen dabei manchmal Kopfzerbrechen?"
Implikationsfragen: "Und was würde das für Ihre Familie bedeuten?"
Nutzenfragen: "Wie wichtig wäre es Ihnen, diese Sorge loszuwerden?"
Warum das gerade bei Versicherungen so gut funktioniert
Mal ehrlich: Niemand wacht morgens auf und denkt "Super, heute schließe ich eine BU ab!" Versicherungen sind nun mal erklärungsbedürftig. Aber genau da liegt die Stärke von SPIN:
Sie kommen weg von der "Verkäufer-Show"
Ihr Kunde erkennt selbst, wo der Schuh drückt
Sie haben einen klaren Fahrplan für jedes Gespräch
Das Ganze wirkt nicht aufgesetzt, sondern natürlich
Warum SPIN heute wichtiger ist denn je
Erinnern Sie sich noch an die "gute alte Zeit"? Da kamen die Kunden zu uns und wollten wissen, wie eine BU funktioniert. Heute? Google erklärt's ihnen. Youtube auch. Und der Schwager sowieso.
Klingt erst mal nach einem Problem. Ist es aber nicht. Denn was Ihre Kunden wirklich brauchen, ist kein weiterer Produkterklärer. Sie brauchen jemanden, der:
die richtigen Fragen stellt ("Haben Sie mal durchgerechnet, wie lange Ihre Rücklagen wirklich reichen?")
Zusammenhänge aufzeigt ("Wussten Sie, dass 80% aller BU-Fälle psychische Ursachen haben?")
echte Bedürfnisse erkennt ("Sie sagten, Ihre Kinder sollen studieren können - egal was passiert?")
maßgeschneiderte Lösungen entwickelt ("Lassen Sie uns mal durchrechnen, was genau Sie brauchen")
Und genau hier kommt SPIN ins Spiel:
SPIN ist wie ein Navigationssystem für Ihre Beratung: Sie wissen immer, welche Frage als nächstes kommt. Ihr Kunde fühlt sich verstanden. Und am Ende steht eine Lösung, die wirklich passt.
Die vier Fragetypen der SPIN-Methode im Detail
1. Situationsfragen: So starten Sie richtig durch
Bleiben wir beim Schneider-Beispiel: Der fragt Sie nicht nach Ihrer Schuhgröße oder Ihrer Lieblingsfarbe. Er konzentriert sich auf das Wesentliche: "Für welchen Anlass? Wie oft werden Sie den Anzug tragen?"
Genauso machen Sie es bei der Beratung. Situationsfragen sind Ihr Türöffner. Aber Vorsicht: Übertreiben Sie es nicht! Niemand mag ein Verhör. Konzentrieren Sie sich auf die wirklich wichtigen Infos.
Diese Fragen zum Beispiel im ersten Schritt:
"Wie sieht Ihre berufliche Situation aktuell aus?"
"Was haben Sie bisher für Ihre Altersvorsorge getan?"
"Welche Versicherungen haben Sie schon?"
Und so können (sollten…) Sie z.B. nachhaken:
"Sie erwähnten drei Kinder - in welchem Alter sind die?"
"Eine BU haben Sie schon? Interessant - was hat Sie damals dazu bewogen?"
"80% vom Netto wollen Sie im Alter haben - wie kamen Sie auf diese Zahl?"
Typische Anfängerfehler:
Zu viele Fragen auf einmal ("Wie ist Ihr Familienstand? Kinder? Haus? Hobby?")
Offensichtliches erfragen ("Sie arbeiten also als Lehrer an einer Schule?")
Sich in Details verlieren ("Wie hoch ist Ihre aktuelle Stromrechnung?")
Der Profi-Tipp: Machen Sie sich vor dem Gespräch eine kleine Checkliste - maximal 5 wichtige Situationsfragen. Der Rest ergibt sich im Gespräch. Und denken Sie dran: Diese Fragen sind nur der Anfang. Das Beste kommt noch!
2. Problemfragen: Jetzt wird´s interessant
Jetzt kommt der Teil, wo's richtig spannend wird. Mit Problemfragen bringen Sie Ihren Kunden zum Nachdenken. Bleiben wir kurz beim Schneider: Der fragt jetzt nicht mehr nach Größe und Anlass, sondern: "Wie zufrieden sind Sie eigentlich mit Ihren bisherigen Anzügen? Was stört Sie daran?"
Das Geniale daran: Oft erkennen Kunden ihre Probleme erst durch diese Fragen. Deshalb nutzen Sie diese Fragen in Ihrer Beratung.
Bewährte Problemfragen können sein:
"Was bereitet Ihnen manchmal schlaflose Nächte, wenn Sie an Ihre finanzielle Zukunft denken?"
"Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer aktuellen Altersvorsorge?"
"Was würde passieren, wenn Sie morgen länger krank würden?"
Und so können Sie die Punkte vertiefen:
"Sie sagten, Ihre private Vorsorge reicht nicht - was genau macht Ihnen da Sorgen?"
"Interessant, dass Sie die Absicherung Ihrer Kinder erwähnen - wo sehen Sie da die größten Risiken?"
"Diese Unzufriedenheit mit der bestehenden BU verstehe ich - was genau passt nicht mehr?"
Typische Anfängerfehler:
Zu direkt einsteigen ("Haben Sie keine Angst vor Altersarmut?")
Probleme herunterspielen ("Das ist doch nicht so schlimm...")
Zu schnell Lösungen anbieten ("Da hätte ich genau das Richtige für Sie!")
Der Profi-Tipp: Achten Sie auf die Körpersprache Ihres Kunden. Wenn er bei einer Frage besonders nachdenklich wird oder sich vorbeugt - da haben Sie einen wunden Punkt getroffen. Notieren Sie sich diese Reaktionen! Die brauchen Sie später für die Implikationsfragen.
Denken Sie dran: In dieser Phase geht es nur darum, Probleme zu erkennen - nicht darum, sie zu lösen. Das kommt später!
3. Implikationsfragen: Jetzt wird´s emotional
Jetzt kommt der Teil, der unter die Haut geht. Mit Implikationsfragen machen Sie die Folgen der erkannten Probleme richtig spürbar. Ein Beispiel gefällig?
Ihr Kunde hat gerade zugegeben, dass seine Altersvorsorge nicht ausreicht. Jetzt bohren Sie tiefer:
"Was bedeutet das konkret für Ihren Lebensstandard im Alter?"
"Wie würde sich das auf Ihre Reisepläne auswirken?"
"Was müssten Sie dann an Ihrer gewohnten Lebensweise ändern?"
Es ist gut, spezifisch zu werden und den Kunden genau dort abzuholen, wo er steht. Dazu ein paar Beispiele:
Diese Fragen treffen ins Schwarze:
"Sie erwähnten, dass Ihre Kinder studieren sollen. Was passiert mit diesen Plänen, wenn Sie morgen berufsunfähig werden?"
"Sie führen einen Handwerksbetrieb mit 12 Mitarbeitern. Wie lange könnten die ihre Gehälter weiterzahlen, wenn Sie ausfallen?"
"Ihre Frau arbeitet in Teilzeit - wie würde sie reagieren, wenn sie plötzlich wieder Vollzeit arbeiten müsste?"
Und so könnten Sie dann noch einmal nachhaken:
"Und was würde das für Ihre jüngste Tochter bedeuten?"
"Welche Ihrer Mitarbeiter würden als erste gehen?"
"Wie lange würden Ihre Ersparnisse dann wirklich reichen?"
Typische Anfängerfehler:
Zu dramatisch werden ("Dann müssten Sie unter der Brücke schlafen...")
Zu viele Folgen auf einmal aufzeigen
Die emotionale Ebene ignorieren
Der Profi-Tipp: Bleiben Sie bei den Themen, die Ihr Kunde selbst angesprochen hat. Konstruierte Horrorszenarien wirken aufgesetzt. Die echten Sorgen Ihres Kunden sind viel überzeugender.
Denken Sie dran: Hier geht es darum, dass Ihr Kunde die Konsequenzen wirklich fühlt. Erst dann ist er bereit für Lösungen.
4. Nutzenfragen: Der krönende Abschluss
Jetzt kommt Ihr großer Moment. Der Kunde hat seine Probleme erkannt und die Folgen gespürt. Zeit, den Blick nach vorne zu richten.
Nutzenfragen sind wie ein Licht am Ende des Tunnels - sie zeigen die positiven Möglichkeiten auf.
Ein Beispiel: Ihr Kunde hat gerade verstanden, was eine Berufsunfähigkeit für seine Familie bedeuten würde. Jetzt drehen Sie den Spieß um:
Diese Fragen bringen Sie auf die Zielgerade:
"Wie wichtig wäre es Ihnen, dass Ihre Kinder auch bei einem Schicksalsschlag ihre Ausbildung wie geplant fortsetzen können?"
"Was würde es für Sie bedeuten, wenn Sie Ihren Mitarbeitern auch bei längerer Krankheit die Gehälter garantieren könnten?"
"Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihren Lebensstandard auch im Alter halten - wie würde sich das anfühlen?"
Und so vertiefen Sie den Nutzen:
"Was würde Ihre Frau sagen, wenn Sie ihr diese Sicherheit geben könnten?"
"Wie würde sich das auf Ihren Schlaf auswirken?"
"Was könnten Sie mit dieser Gewissheit im Rücken noch alles anpacken?"
Typische Anfängerfehler:
Zu schnell in den Verkaufsmodus schalten
Den Nutzen selbst erklären, statt fragen
Zu viele Vorteile auf einmal präsentieren
Der Profi-Tipp: Bleiben Sie in dieser Phase besonders aufmerksam. Wenn Ihr Kunde anfängt, selbst weitere Vorteile zu nennen oder sogar nach konkreten Lösungen fragt - dann haben Sie alles richtig gemacht!
Und denken Sie bitte dran: Der beste Verkäufer ist der Kunde selbst. Wenn er durch Ihre Fragen den Nutzen erkennt, ist er auch von der Lösung überzeugt.
Ihr Weg zum SPIN-Profi: Die wichtigsten Erfolgsfaktoren
Wissen Sie, was SPIN mit einem maßgeschneiderten Anzug gemeinsam hat? Beides braucht Fingerspitzengefühl und Präzision. Hier sind die drei entscheidenden Faktoren für Ihren Erfolg:
1. Timing ist alles
Stellen Sie jede Frage zum richtigen Zeitpunkt
Bleiben Sie in der SPIN-Reihenfolge (erst Situation, dann Probleme...)
Hetzen Sie nicht - geben Sie Ihrem Kunden Zeit zum Nachdenken
2. Zuhören ist Gold
Machen Sie sich Notizen zu den wichtigsten Aussagen
Achten Sie auf die Körpersprache
Haken Sie nach, wenn etwas unklar ist
3. System schlägt Chaos
Bereiten Sie sich auf jedes Gespräch vor
Führen Sie eine "Schatzkiste" mit Ihren besten Fragen
Reflektieren Sie nach jedem Gespräch: Was lief gut? Was kann besser werden?
Der Profi-Tipp zum Schluss: Üben Sie SPIN zunächst bei einfacheren Gesprächen. Wenn Sie sich sicher fühlen, gehen Sie zu komplexeren Themen wie BU oder Altersvorsorge über. Mit jedem Gespräch wird die Methode natürlicher - versprochen!
Die vier Gesprächsphasen der SPIN-Methode
Phase 1: Der erste Eindruck - So starten Sie richtig durch
Wir alle wissen: Die ersten zwei Minuten entscheiden oft über den ganzen Gesprächsverlauf. Also bringen Sie bitte keine 08/15-Floskeln wie "Na, wie geht's Ihnen heute?" oder "Schönes Wetter, nicht wahr?". Ihre Kunden merken sofort, ob Sie authentisch sind. (Bei solchen Fragen sind Sie es nicht.)
Diese Einstiege sind viele besser:
"Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen. Sie hatten ja erwähnt, dass Sie über Ihre Altersvorsorge nachdenken..."
"Schön, dass es geklappt hat. Ihr Kollege Herr Meyer meinte, Sie machen sich Gedanken über Ihre BU..."
"Sie hatten angerufen wegen der Absicherung Ihrer Familie. Lassen Sie uns mal gemeinsam schauen, was da Sinn macht..."
Der rote Faden für die ersten Minuten:
Kurz für den Termin danken
Den konkreten Anlass aufgreifen
Einen klaren Fahrplan vorschlagen
Die erste Situationsfrage stellen
Typische Anfängerfehler:
Zu viel Smalltalk
Gleich mit der Tür ins Haus fallen
Sich für "die Störung" entschuldigen
Zu schnell ins Fachliche abdriften
Der Profi-Tipp: Bereiten Sie diese ersten Minuten gut vor. Notieren Sie sich den konkreten Gesprächsanlass und zwei, drei mögliche Einstiegsfragen. Das gibt Ihnen Sicherheit.
Denken Sie dran: Ein guter Einstieg ist wie das Fundament eines Hauses. Nehmen Sie sich die Zeit, es richtig zu machen!
Phase 2: Die Bedarfsanalyse - Jetzt wird's spannend
Jetzt geht's richtig los! Die SPIN-Methode ist wie ein Werkzeugkasten - Sie müssen nur wissen, welches Werkzeug Sie wann einsetzen. Hier ist Ihr Fahrplan:
So gehen Sie Schritt für Schritt vor:
Starten Sie mit 2-3 gezielten Situationsfragen: "Wie sieht Ihre berufliche Situation aktuell aus?"
Wechseln Sie zu Problemfragen, sobald Sie einen Ansatzpunkt haben: "Was bereitet Ihnen dabei manchmal Sorgen?"
Vertiefen Sie mit Implikationsfragen: "Was würde das für Ihre Familie bedeuten?"
Runden Sie mit Nutzenfragen ab: "Wie wichtig wäre es Ihnen, diese Sorgen loszuwerden?"
Der Profi-Tipp für Ihre Gesprächsführung:
Machen Sie sich Notizen, aber dezent
Halten Sie regelmäßig Blickkontakt
Nicken Sie verständnisvoll
Lassen Sie Pausen zu - sie laden zum Nachdenken ein
Typische Anfängerfehler:
Zu schnell durch die Fragen hetzen
Die Reihenfolge der Fragetypen durcheinander bringen
Zu viel selbst reden
Die Antworten nicht dokumentieren
Denken Sie dran: Sie sind jetzt wie ein Detektiv - sammeln Sie sorgfältig alle Hinweise. Je besser Sie in dieser Phase zuhören, desto leichter wird später der Abschluss.
Phase 3: Die Lösungspräsentation - Jetzt ernten Sie, was Sie zuvor gesät haben
Jetzt kommt Ihr großer Auftritt! Aber Vorsicht: Das ist nicht der Moment für eine 08/15-Produktpräsentation. Sie haben durch Ihre SPIN-Fragen wertvolle Informationen gesammelt - nutzen Sie diese!
So bauen Sie Ihre Präsentation auf:
Fassen Sie kurz zusammen, was Sie gehört haben: "Herr Weber, lassen Sie uns kurz sammeln, worüber wir gesprochen haben..."
Spiegeln Sie die wichtigsten Punkte: "Sie sagten, drei Dinge sind Ihnen besonders wichtig:
Ihre Kinder sollen auf jeden Fall studieren können
Ihr Handwerksbetrieb soll weiterlaufen können
Ihre Frau soll nicht wieder Vollzeit arbeiten müssen"
Präsentieren Sie Ihre Lösung als logische Konsequenz: "Genau dafür gibt es eine passgenaue Lösung..."
Der Profi-Tipp für die Präsentation:
Verwenden Sie die exakten Worte Ihres Kunden
Bleiben Sie bei seinen konkreten Problemen
Zeigen Sie den individuellen Nutzen
Machen Sie die Lösung für ihn maßgeschneidert
Typische Anfängerfehler:
Zu viele technische Details
Standardpräsentation statt individueller Lösung
Die gesammelten SPIN-Informationen nicht nutzen
Den Kunden mit Zahlen erschlagen
Denken Sie dran: Sie verkaufen keine Versicherung - Sie präsentieren die Lösung, die Ihr Kunde sich selbst erarbeitet hat.
Phase 4: Der Abschluss - So bringen Sie's entspannt ins Ziel
Wenn Sie SPIN richtig eingesetzt haben, ist der Abschluss meist nur noch Formsache. Ihr Kunde hat ja selbst erkannt, warum er die Absicherung braucht. Trotzdem gibt es ein paar Kniffe, die Ihnen den letzten Schritt erleichtern:
So kommen Sie elegant zum Ziel:
Fassen Sie nochmal zusammen - mit seinen eigenen Worten: "Herr Weber, Sie sagten vorhin drei Dinge:
Die Ausbildung Ihrer Kinder soll gesichert sein
Der Betrieb soll weiterlaufen können
Ihre Frau soll keine finanziellen Sorgen haben. Genau das können wir jetzt mit dieser Lösung erreichen."
Bestätigen Sie seine Erkenntnisse: "Sie haben völlig recht - gerade bei einem Handwerksbetrieb ist die Absicherung der Arbeitskraft besonders wichtig..."
Machen Sie den Abschluss einfach: "Wir müssen nur noch diese drei Seiten ausfüllen. Ich führe Sie Schritt für Schritt durch..."
Der Profi-Tipp für den Abschluss:
Haben Sie alle Unterlagen griffbereit
Kennen Sie die nächsten Schritte genau
Bleiben Sie gelassen - der Kunde hat sich ja selbst überzeugt
Typische Anfängerfehler:
Zu viel reden, wenn der Kunde schon überzeugt ist
Noch weitere Vorteile aufzählen
Unsicher werden, wenn es ans Unterschreiben geht
Denken Sie dran: Sie haben nicht verkauft - Sie haben beraten. Der Abschluss ist jetzt nur noch die logische Konsequenz.
Einwandbehandlung mit der SPIN-Methode - So parieren Sie clever
Warum viele Verkäufer SPIN lieben? Die meisten Einwände kommen gar nicht erst auf. Logisch - Ihr Kunde hat ja selbst erkannt, warum er die Absicherung braucht. Trotzdem werden Sie hier und da noch auf Vorbehalte stoßen. Kein Problem! Mit SPIN haben Sie das perfekte Werkzeug dafür.
Der clevere Umgang mit Einwänden:
Bleiben Sie in der SPIN-Logik
Hören Sie genau zu … und dann:
Fragen Sie nach (Situationsfragen)
Vertiefen Sie das Problem (Problemfragen)
Zeigen Sie die Folgen (Implikationsfragen)
Lenken Sie auf den Nutzen (Nutzenfragen)
Greifen Sie dabei auf Ihre gesammelten Informationen zurück: "Sie sagten vorhin selbst, dass..."
Die wahrscheinlich häufigsten Einwände und wie Sie damit umgehen:
1. "Ich bin schon gut abgesichert"
Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Steigen Sie wertschätzend ein:
"Das freut mich zu hören. Darf ich fragen, wie Sie das geregelt haben?"
"Interessant - und wie zufrieden sind Sie mit dieser Lösung?"
"Was war Ihnen damals bei der Absicherung besonders wichtig?"
Und dann können Sie tiefer gehen:
"Die Anforderungen ändern sich ja oft im Lauf der Zeit. Was hat sich bei Ihnen in den letzten Jahren verändert?"
"Wann haben Sie zuletzt geprüft, ob die Absicherung noch zu Ihrer Situation passt?"
"Welche Bereiche würden Sie gerne noch optimieren?"
2. "Das ist mir zu teuer"
Gehen Sie zurück zu den Implikationsfragen:
"Sie sagten vorhin, die Ausbildung Ihrer Kinder liegt Ihnen sehr am Herzen..."
"Wir hatten ja durchgerechnet, was ein Einkommensausfall bedeuten würde..."
"Wenn wir die monatliche Belastung mit dem Risiko vergleichen..."
3. "Das muss ich mir noch überlegen"
Nutzen Sie die bereits erkannten Probleme:
"Was genau möchten Sie noch durchdenken? Ist es …"
"Welcher Punkt macht Sie noch unsicher?"
"Sie hatten ja selbst erkannt, dass..."
Hier sind Ihre Notizen Gold wert! Helfen Sie dem Kunden, konkret zu werden. Ein schwammiges “Muss ich drüber schlafen” lässt Ihnen nicht viele Möglichkeiten.
Der Profi-Tipp für die Einwandbehandlung:
Bleiben Sie gelassen - Einwände sind normal
Sehen Sie sie als Chance zur Vertiefung
Nutzen Sie die Kraft der SPIN-Fragen
Typische Anfängerfehler:
In Rechtfertigungen verfallen
Gegenargumente bringen
Den Preis verteidigen
Druck aufbauen
Denken Sie dran: Ein Einwand ist oft ein versteckter Kaufwunsch. Der Kunde will nur noch mal bestätigt haben, dass seine Entscheidung richtig ist.
Die SPIN-Methode in der Praxis - So werden Sie zum Profi
Jetzt wird's konkret! Mit der SPIN-Methode ist es wie mit dem Autofahren: Am Anfang denken Sie noch über jeden Handgriff nach, aber mit der Zeit wird es zur zweiten Natur. Hier ist Ihr persönlicher Trainingsplan:
Monat 1: Die Grundlagen
Woche 1-2: Situationsfragen meistern
Konzentrieren Sie sich nur auf gute Einstiegsfragen
Üben Sie bei jedem Kundengespräch
Notieren Sie sich, welche Fragen gut ankommen
Reflektieren Sie: Wo bleiben Sie noch hängen?
Woche 3-4: Problemfragen hinzunehmen
Erweitern Sie Ihr Repertoire um Problemfragen
Experimentieren Sie mit verschiedenen Formulierungen
Beobachten Sie die Reaktionen genau
Sammeln Sie die Fragen, die besonders gut funktionieren
Monat 2: Die Königsklasse
Woche 5-6: Implikationsfragen üben
Jetzt wird's spannend: Üben Sie, die Folgen aufzuzeigen
Achten Sie besonders auf die Körpersprache Ihrer Kunden
Notieren Sie sich die "Treffer" - wo wurden Kunden nachdenklich?
Lernen Sie, wann Sie nachhaken müssen
Woche 7-8: Das große Finale
Fügen Sie die Nutzenfragen hinzu
Üben Sie die komplette SPIN-Sequenz
Feilen Sie an den Übergängen zwischen den Fragetypen
Entwickeln Sie Ihr persönliches SPIN-System
Der Profi-Tipp für Ihr Training:
Führen Sie ein "SPIN-Tagebuch"
Notieren Sie sich täglich eine neue Erkenntnis
Tauschen Sie sich mit Kollegen aus
Feiern Sie Ihre Erfolge!
Typische Anfängerfehler beim Üben:
Zu viele Fragetypen auf einmal einbauen wollen
Sich von Rückschlägen entmutigen lassen
Die Reflexion vergessen
Zu schnell zur nächsten Technik springen
Denken Sie dran: Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Mit jedem Gespräch werden Sie besser und sicherer.
Jetzt liegt es an Ihnen - ran an die Praxis!
Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Autofahrten? Kupplung, Bremse, Schalten, Blinker - puh! Heute machen Sie das alles automatisch. Genauso wird es Ihnen mit SPIN gehen.
Sie haben jetzt alles, was Sie brauchen: Eine bewährte Methode, praktische Beispiele und einen klaren Fahrplan. Der Rest ist einfach:
Fangen Sie an.
Schon morgen können Sie der Berater sein, der anders berät. Der zuhört, statt zu verkaufen. Der Fragen stellt, statt zu überreden.
Sind Sie dabei? 🚀
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